Landy – ausführlich erklärt. Lernen Sie Bridge-Konventionen leichter durch besseres Verständnis.

Wenn Sie oft genug Bridge spielen, sind Sie sicherlich schon auf Landy gestoßen, eine der nützlichsten Bridgekonventionen. Mit Landy (benannt nach Alvin Landy) kann man gegen eine gegnerische 1NT-Eröffnung mit 2♣ beide Oberfarben zeigen. Der Artikel ist sowohl für Anfänger geeignet, die Landy noch gar nicht kennen, als auch für Experten, die erfahren wollen, welche Folgereizungen Klärungsbedarf haben.

Für Ungeduldige eine Kurzfassung:

2♣ zeigt beide Oberfarben. Wenn 4-4 dann konzentrierte 13 Figurenpunkte, wenn 5-4 dann gegen einen schwachen NT ab etwa 11 konzentrierten Figurenpunkten, gegen einen starken NT minimal schwächer, 10 konzentrierte.

Bei 5-5 gegen einen schwachen NT ab etwa 10 Punkten, gegen einen starken NT ab 8.

Auf Landy kann der Antwortende mit 2♦ nach der längeren Oberfarbe fragen oder mit 3♥♠ einladen oder mit 2♥♠, 4♥♠ einen Endkontrakt ansagen. 3♣♦ sind einladend und nicht forcierend. 2NT ist einladend mit Misfit für die Oberfarben (sonst fängt man mit 2♦ an). Diese Antworten sind nicht standardisiert. Vereinbaren Sie mit Ihrem Partner nicht nur Landy, sondern auch die Folgereizung. Sie wissen schon, er kann einfach diesen Artikel lesen!

Landy wird typischerweise auch nach (1NT) – p – (p) gespielt.

Wenn Sie die Konvention im Detail verstehen wollen, sollten Sie weiterlesen!

Wie stark sollte man sein?

Dies hängt von vier Faktoren ab:

  • der Gefahrenlage. Da nach Gegners 1NT-Eröffnung die Gefahr eines Strafkontras real ist, muss man in Gefahr stärker sein als in Nichtgefahr. In weiß/rot wird der Gegner oftmals versuchen, 3NT zu gewinnen, statt Sie für -2 oder -3 zu kontrieren. Daher können Sie hier viel aggressiver sein.
  • hat der Gegner einen schwachen oder einen starken NT eröffnet?

Gegen einen schwachen NT besteht durchaus die Möglichkeit, dass Sie 25 oder mehr Figurenpunkte haben und aufgrund der Masse 3NT sagen müssen. Bei der Stärke Ihres Überrufs können Sie sich an Überrufen auf der 2er Stufe gegen 1er Farberöffnungen orientieren.

Wenn der Gegner mindestens 15 Figurenlängenpunkte verspricht, sinkt die Wahrscheinlichkeit, 25 oder mehr gemeinsame Figurenpunkte zu haben, erheblich. Der obstruktive Vorteil des Gegenreizens gewinnt an Wert: Sie versuchen, es dem Gegner schwer zu machen, einen eigenen Kontrakt zu erreichen.

Mit einem guten Fit ist ein Vollspiel in 4OF aber durchaus im Bereich des Möglichen. Glücklicherweise ist man mit einem guten Fit law-protected, so dass es mit neun Trümpfen nur selten schlecht ist, auf der 3er Stufe zu spielen bzw. mit 10 auf der 4er Stufe. Daher ist es in diesem Falle nicht so wichtig, die genaue gemeinsame Stärke zu kennen.

  • reizen Sie in direkter Position oder in vierter Position nach (1NT) – p – (p)?

In vierter Position wissen Sie, dass Ihre Seite mindestens 17 Figurenpunkte hat. Dadurch können Sie auch mit ♠ Dxxxx ♥ Dxxxx ♦ x ♣ xx guten Gewissens (gegen einen starken NT) reizen. Gegen einen schwachen NT brauchen Sie trotzdem mehr Punkte, weil der Partner mit einem Misfit aufgrund der Masse 3NT ansagen könnte.

  • der eigenen Verteilung, mit 65 kann man mit vielen Händen reizen, bei 4-4 muss man schon sehr vorsichtig sein.

Gegen einen schwachen NT wären Minimum-Hände etwa

♠ KDxxx ♥ AD10x ♦ xx ♣ xx

♠ DBxx ♥ AKxxx ♦ xx ♣ xx

♠ DB10x ♥ AK109x ♦ xxx ♣ x

♠ ABxxx ♥ KDxxx ♦ x ♣ xx

Gegen einen starken NT würde ich in Nichtgefahr in zweiter Position

♠ KDxxx ♥ D109xx ♦ xx ♣ x reizen.

In Gefahr wäre es mit besseren Pikmittelkarten

♠ KD109x ♥ D109xx ♦ xx ♣ x auch vertretbar zu reizen.

 

Mit 4-4 sollte man schon so etwas wie

♠ KDxx ♥ AKJx ♦ xxxx ♣ x haben.

 

Was ist die Obergrenze?

Selbst wenn X 16+Punkte zeigt, limitiert dieses Gebot nicht andere Zwischenreizungen (oder ein Pass über 1NT). Mit ♠ KBxxx ♥ AKxx ♦ Ax ♣ Bx wäre ich eher geneigt, beide Oberfarben zu zeigen als mit einem Kontra anzufangen. Das Problem beim Kontra ist, dass man den 4-4-Coeurfit verliert. Andererseits ist 4♠ ein weiter Weg, wenn der Partner keinen guten Fit hat. Wenn ich mit 2♣ anfange und der Partner 2♠ sagt, würde ich einladen.

 

Was sind die Antworten auf Landy?

Ein mögliches Antwortschema ist (andere sind denkbar, Sie sollten klären, ob Sie mit Ihrem Partner auf der gleichen Wellenlänge sind):

(1NT)  2♣       p

??

pass    „Ich habe selbst lange Treffs und möchte lieber Treff als eine Oberfarbe spielen.“

  1. B. ♠ xx ♥ xx ♦ Kxx ♣ KD109xx oder ♠ x ♥ xx ♦ ADx ♣ D108xxxx

2♦        fragt nach der längeren Oberfarbe

Es ist unklar, ob der Gegenreizende mit gleicher Länge immer 2♥ sagen sollte oder dies von der Qualität der Farben abhängig macht (siehe weiter unten).

2♥♠      Spielvorschlag

Der Gegenreizer darf mit einer guten Hand weiterreizen.

2NT     ein unklares Gebot

es gibt keinen einheitlichen Standard, wie das Gebot gespielt wird.

Ich schlage vor, es als natürlich (einladend) mit vermutlich 2-2 oder weniger in den Oberfarben zu spielen. Mit 3-2 in den Oberfarben oder länger kann man mit 2♦ anfangen. Gegen einen starken NT zeigt eine einladende Hand etwa 13/14 Figurenpunkte, gegen einen schwachen NT die üblichen 11/12 Figurenpunkte. Der Unterschied ist darin begründet, dass die Gegenreizung gegen den starken NT mit weniger starken Händen erfolgen kann.

In FORUM D Plus 2015 wird 2NT als natürlich, einladend zu 3NT, definiert*. Die Punktestärke wird nicht angegeben.

Für eine alternative Bedeutung von 2NT (künstliche Frage mit Fit) siehe weiter unten.

3♣♦     gute eigene Farbe, Interesse am Vollspiel, nicht-forcierend

3♥♠      4er+Fit, Interesse am Vollspiel aufgrund von Verteilung

4♥♠      selten, sehr guter Fit, z. B. kann mit ♠ KDxxx ♥ x ♦ xxxxx ♣ Ax guten Gewissens 4♠ sagen.

 

Wie ändern sich die Antworten, wenn der Gegner 2♣ kontriert?

1NT     (2♣)     X

??

pass    Spielvorschlag

2♦        natürlich

XX       ersetzt das künstliche 2♦-Gebot, keine besondere Präferenz zwischen den

Oberfarben.

Ein natürliches XX (wir haben die Punktemehrhehit! Mich stört es nicht, wenn wir 2♣ im XX spielen!), ist viel zu selten.

 

 

Besonderheiten in der Reizung:

(1NT)  2♣       p          2♥

p          2♠

Was ist hier los? Hat der Gegenreizer Landy vergessen?

Es ist natürlich möglich, dass der Partner das System vergessen hat. An sich zeigt er eine vollspielinteressierte Hand mit einem 6er Pik und einem 4er Coeur. Mit einem 5er Pik und einem 4er Coeur müsste er improvisieren (wahrscheinlich passen). Mit einem 5er Coeur könnte man in 3♥ heben.

Eine denkbare Hand ist ♠ KD109xx ♥ ADxx ♦ x ♣ xx.

Ähnlich

(1NT)  2♣       p          2♠

p          3♥

wobei der Gegenreizende sich selbst in die 3er Stufe zwingt und damit einen Tick stärker sein muss, als wenn er nur 2♠ sagt.

Eine denkbare Hand ist ♠ ADxx ♥ AKxxxx ♦ xx ♣ x. Wenn der Partner einen guten Fit und eine nützliche Karte mitbringt, geht oft ein Vollspiel.

(1NT)  2♣       (2♦)     2♥♠

2♥♠ sind hier freiwillige Gebote und zeigen einen 4er Fit (oder länger).

 

(1NT)  2♣       p          2♦

p          2♥        p          2♠

Der Antwortende zeigt eine schwach einladende Hand mit 4er Pik. Durch das 2♦-Gebot kann er auf der 2er Stufe stehen bleiben. Wahrscheinlich hat er eher Figurenpunkte als eine gute Verteilung, sonst hätte er auf 2♣ 3♠ gesagt.

 

Sollte man auf die 2♦-Rückfrage bei gleicher Länge immer mit 2♥ antworten?

Wenn man dies tut, kann der Antwortende mit ♠ Dx ♥ Kxx ♦ Kxxx ♣ xxxx mit 2♦ antworten.

Wenn der Gegenreizende ein 5er Pik und ein 4er Coeur hat, spielt man im überlegenen 5-2 Pikfit. Eine Double-Dummy-Computer-Analyse zeigt, dass man mit ♠ Dx ♥ Kxxx ♦ Kxxx ♣ xxxx gegenüber einem 5er Pik und einem 4er Coeur in etwa 64% der Fälle 2♠ von Partners Seite aus erfüllt und 2♥ von der Antwortendenseite aus nur in 43%. Das ist ein erheblicher Unterschied, der die Macht des 5-2-Fits demonstriert (und nebenbei gesagt auch den Vorteil, den man hat, wenn der 1NT-Eröffner von seinen Gabeln ausspielen muss).

Der Nachteil ist, dass man manchmal im schlechteren 5-3-Fit oder 4-3-Fit spielt. Beim Bridge gibt es manchmal keine absoluten Wahrheiten, aber in Wahrscheinlichkeiten gerechnet, lohnt es sich vermutlich, bei gleicher Länge immer mit Coeur zu antworten.

Wie kann man nach 2NT (künstliche Frage mit Fit) weiterreizen?

Eine Möglichkeit, die meines Wissens vom Ehepaar Granovetter propagiert wird, ist:

(1NT)

2♣       (p)       2NT     (p)

3♣       mittlere Stärke mit 5-4 oder 4-5 in den Oberfarben, 3♦ fragt nach der längeren

Oberfarbe.

3♦        Maximum Stärke mit 5-4 oder 4-5 in den Oberfaben, 3♥♠ sind forcierend, 4♦ fragt

nach längere Oberfarbe.

3♥        55 mit Minimum

3♠        55 mit Mediumstärke

3NT     55 mit Maximumstärke

Minimum, Medium und Maximum hängen natürlich davon ab, was das genaue Minimum zeigt (dies macht die Konvention auch schwierig zu handhaben, es sei denn, man einigt sich vorher mit dem Partner auf klare Minima-Hände).

Medium ist etwa ein König mehr als das Minimum, Maximum etwa sechs Figurenpunkte mehr als das Minimum.

Was macht man, wenn man lange Treffs hat und gegen 1NT gegenreizen will?

Man kann 3♣ reizen, was gegen den schwachen NT konstruktiv ist (etwa 12-16 Figurenpunkte mit einer guten 6er Farbe – trotzdem ist es riskant zu reizen) und gegen einen starken NT schwach (preemptiv) ist.

Alternativ kann man passen. Ein Nachteil von Landy ist, dass man die Treffs nicht mehr so billig zeigen kann.

Was sind die Vorteile von Landy?

  • Sie zeigen einen Zweifärber und nicht nur eine Farbe.

Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, einen sicheren Hafen zu finden und nicht kontriert zu werden. Außerdem sind Zweifärber oft besser für die Offensive als für die Defensive geeignet, weil sie recht wenig Verteidigungspotenzial haben.

Gute Einfärber bieten oft ein größeres Potenzial, z. B. 1NT durch Längenstiche zu schlagen.

Zweifärber kommen häufiger als Einfärber vor.

  • Man kann mit einem Gebot die beiden wichtigsten Farben zeigen, nämlich die beiden Farben, in denen ein Vollspiel am wahrscheinlichsten ist.
  • Die Konvention ist leicht zu merken.

2♣ um beide Oberfarben zu zeigen ist 2♦ überlegen, weil der Antwortende ohne klare Präferenz 2♦ sagen kann und nicht raten muss, welche Farbe sich besser spielt.

Wenn Sie mehr über die Bridgereizung erfahren wollen, schauen Sie doch einmal hier vorbei oder gehen Sie auf die Übersichtsseite für Konventionen.

Da Bridge ein ganzheitliches Spiel ist (Sie sind besser im Gegenspiel oder Alleinspiel, wenn Sie die Reizung der Gegner verstehen) und Sie reizen besser, wenn Sie ein besseres Kartengefühl haben, kann es nicht schaden, das Gegenspiel zu verbessern.

* Mit * gekennzeichnete Links sind Werbelinks.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert