Bridge Lavinthal Markierung anhand von Beispielen erklärt

Die Bridge Lavinthal Markierung (1934 vom US-Amerikaner Hy Lavinthal eingeführt, auch suit preference genannt) gehört zu den drei Standardsignaltypen beim Bridge, die zu jeder guten Verteidigung dazugehören. Die anderen beiden Standardsignale sind Positiv- Negativ-Markierungen (attitude) und Längenmarken.

Der klassische Anwendungsfall ist: Der Partner spielt ein Coeur-Single gegen 4♠ aus. Wir geben ihm den Schnapper. Der Partner will natürlich so oft es geht schnappen und daher nicht Trumpf zurückspielen, sondern uns in Treff oder Karo an Stich bringen, damit wir erneut Coeur spielen können. Um ihm zu sagen, welche Farbe wir bevorzugen, spielen wir eine hohe Coeurkarte zurück, um dem Partner Karo zu markieren. Mit einer kleinen Coeurkarte zeigen wir unser Interesse an Treff.

Am einfachsten kann man Lavinthal mit Beispielen erklären. Laden Sie sich (natürlich kostenlos und unverbindlich) diese Händesammlung herunter, gerade die dritte Hand ist allerdings schon recht schwierig.

Bridge Lavinthal Beispiele am Computer nachspielen (MyBridge Trainer)

Dieser Artikel beschreibt noch weitere Situationen, in denen typischerweise Lavinthal gespielt wird (Single am Tisch, Abwürfe gegen NT) und weist später darauf hin, dass Lavinthalabwürfe gegen NT-Kontrakte nicht sonderlich sinnvoll sind.

Außerdem werden Situationen aufgezeigt, in denen fortgeschrittene Spieler Lavinthal markieren: allgemein in der Trumpffarbe, nach Längenmarken, in NT-Kontrakten im zweiten Stich, bei bekannten Farbhaltungen. Dies bringt das Problem mit sich, dass nicht immer klar ist, für welche zwei Farben man markiert.

Zuletzt findet man noch eine Übersicht, unter welchen Namen Lavinthal noch mehr oder weniger geläufig ist (McKenney, suit preference, Farbvorzugssignal).

Die Lavinthal Markierung abstrakt erklärt

Die Idee ist, dass man die Karten einer Farbe (z. B. in Pik) nutzt, um dem Partner zu helfen, welche von zwei anderen Farben (z. B. Treff und Karo) er zurückspielen soll. Wenn Sie ♠ 9832 halten, würden Sie die 9 (die höchste) spielen, um für die höchste Farbe zu markieren (hier Karo) und die kleinste Karte (die 2) für die kleinste Farbe (hier also Treff).

Man markiert mit Lavinthal nie für die Farbe selbst, in der man Lavinthal spielt. Außerdem wird bei der Auswahl zwischen den drei Restfarben die Trumpffarbe ausgeschlossen.

Anwendungsbereiche für das Lavinthal Signal

Denken Sie daran: Wenn eine Markierung als Längenmarke oder als Positiv-Negativ-Markierung interpretiert werden kann, so ist die Markierung vorrangig!

Zwei Anwendungsbereiche sollten Sie kennen:

  • Ihr Partner gibt Ihnen einen Schnapper. Dann markiert er mit der zurückgespielten Karte, in welcher der beiden Restfarben (die Trumpffarbe wird ausgeschlossen) er noch einmal an Stich kommen kann (wenn überhaupt).
  • Sehr viele Paare spielen Lavinthal, wenn der Ausspieler eine Farbe ausspielt, in der ein Single am Tisch liegt.

Eine kurze Werbeeinblendung: Einige (wenige) Paare spielen hier Obvious Shift, das vom Ehepaar Granovetter propagiert wird. Das Buch* ist interessant und etwa für ambitionierte Regionalliga- sowie Drittliga- und 2. Ligaspieler geeignet.

Fortgeschrittene Spieler nutzen regelmäßig noch diese Situationen:

  • in Trumpf (statt Längenmarken)
  • nach einer Längenmarke: Sie halten 983. Dann legen Sie zuerst die 9 (bei niedrig-hoch-Markierung) und nutzen anschließend die 8 und die 3 als Lavinthalmarken.
  • Wenn die Haltung in einer Farbe bekannt ist, werden die kleinen Karten genutzt, um darin die Haltungen in anderen Farben zu zeigen.
  • gegen Sans-Atout-Kontrakte im zweiten Stich (eine oft genutzte Alternative ist Smith-Peter)

Es gibt noch viele andere Situationen, die selten vorkommen. Das Buch „A Switch in Time“* von den Granovetters stellt eine komplette Markierungsmethode dar, bei der ab dem zweiten Stich statt Längenmarken ganz überwiegend Lavinthalmarkierungen eingesetzt werden (so habe ich früher mit Oliver Hevemeier und später auch mit Roland Rohowsky markiert). Eine durchaus spielbare Methode, die man als fortgeschrittener Spieler ruhig ausprobieren kann. Mir persönlich sagt die normale Methode (erst Länge, dann Lavinthal) mehr zu.

Vor- und Nachteile der fortgeschrittenen Anwendungsbereiche

Zusätzliche Markierungen helfen dem Partner im Gegenspiel. Ein Problem ist aber, dass nicht immer klar ist, zwischen welchen beiden Farben Lavinthal markiert werden soll. In den klassischen Anwendungsbereichen (Single am Tisch, beim Schnapper) ist klar, welche beiden Farben für ein Rückspiel in Frage kommen. Hierbei werden nämlich die Trumpffarbe und die ausgespielte Farbe ausgeschlossen. Wenn man z. B. in Trumpf Lavinthal markiert, kommt zunächst lediglich die Trumpffarbe nichit für Lavinthal in Betracht. Die Partnerschaft muss weitere Regeln definieren, anhand derer eine der drei Restfarben ausgeschlossen wird, so dass man wieder Lavinthal zwischen zwei Farben markiert. Oftmals sind diese Regeln nicht klar. Beide Partner entscheiden nach Augenmaß und eliminieren  gedanklich die „stärkste“ der drei verbleibenden Farben: Welche beiden Farben sind die schwächsten, auf welche könnte der Partner wechseln? Dies setzt natürlich eine gute Tischübersicht beider Partner voraus, denn nicht immer ist klar, welche Farbe die „stärkste“ ist.

Eine Situation, in der Lavinthal verbreitet, aber nicht sonderlich sinnvoll ist: Lavinthal-Abwürfe

Warum ist hier Lavinthal keine gute Konvention? Zunächst ist oft vorgegeben, welche Farbe Sie abwerfen müssen. Dann ist es hilfreicher, hierin Interesse/Desinteresse zeigen zu können. Außerdem haben Sie oft kein Interesse an einer der beiden Restfarben. Bei Lavinthal müssen Sie sich aber stets dafür entscheiden, für welche Farbe Sie markieren wollen (bzw. Ihr Partner könnte denken, dass Sie für diese Farbe markieren wollen).

Ein praktisches Problem ist außerdem, dass sich Ihr Partner daran erinnern muss, wie oft Sie schon abgeworfen haben und ob Sie diese Farbe schon abgeworfen haben.

Wenn Sie z. B. in Coeur zuerst die ♥ 9 und dann (evtl. einige Stiche später) die ♥ 2 abgeworfen haben, haben Sie vielleicht glasklar für Pik markiert. Wenn Ihr Partner aber die ♥ 9 übersehen hat und nur die ♥ 2 sieht, zieht er den umgekehrten Schluss.

Ein Scheinargument für Lavinthal bei NT-Kontrakten ist, dass man keine Gewinner abwerfen will. Das ist richtig, aber kein Argument gegen direkte Abwürfe. Wenn Sie direkt abwerfen, werfen Sie natürlich nicht Ihre Gewinner ab, sondern negativ in anderen Farben.

Andere Namen für Lavinthal: suit preference oder Farbvorzugssignal

Ein anderer (auch in Deutschland verbreiteter) Name hierfür ist suit preference oder selten Farbvorzugsignal. Ich kenne niemanden, der die Bezeichnung McKenney benutzt.

Weitere Artikel

Auf dieser Seite finden Sie noch viele weitere Artikel zum Bridge-Gegenspiel oder zu bestimmten Konventionen im Ausspiel. Außerdem gibt es eine umfangreiche Sektion zur Reizung.

Wenn Ihnen die Beispielhände zu Lavinthal gefallen haben, sollten Sie sich mal den MyBridge Trainer anschauen, mit dem bestimmte Themen noch viel detaillierter und kleinschrittiger aufgebaut werden. Weitere kostenlose Hände finden Sie in anderen Artikeln sowie hier.

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2 responses... add one

Bei der ersten Zugabe oder dem ersten Abwurf einer Farbe markiert man mit den geraden Karten Lavinthal, mit einer ungeraden Karten zeigt man Interesse an dieser Farbe.
Wie jede Lavinthal-Markierung leidet auch diese Markierung darunter, dass man gezwungen ist, für irgendetwas zu markieren (statt z. B. die Möglichkeit zu haben, gegen etwas zu markieren, ohne etwas über eine andere Farbe auszusagen.)
Manchmal hat man auch keine geraden oder ungeraden zur Verfügung. Es gibt mit der Markierung dann oft auch ethische Probleme.

Wenn Sie so genau auf die kleinen Karten achten, dass Sie Italienisch sinnvoll nutzen könnten, sollten Sie stattdessen lieber eine klassische Variante nutzen.

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