Die Hustenaffäre im Bridge Wladow und Elinescu gegen den Deutschen Bridge Verband (DBV) und den Weltbridgeverband (WBF): der aktuelle Stand 11.08.2018 (die Doktoren sind für die 2. Liga der Paar-Bundesliga zugelassen)
Bei der Bridge Hustenaffäre geht es um den Vorwurf, dass Dr. Entscho Wladow und Dr. Michael Elinescu (die in Bridgespielerkreisen die „Doktoren“ oder international die „German Doctors“ genannt werden), sich durch Hustensignale beim Bridge verständigt haben sollen.
Sie wurden vom Weltbridgeverband für 10 Jahre als Einzelspieler und lebenslänglich als Paar gesperrt.
Der DBV hat diese Sperre übernommen.
Dagegen sind die Doktoren vor Gericht gezogen: Sie haben gegen den DBV und die WBF dahingehend gewonnen, dass die Sanktionen aufgehoben werden müssen und ihnen Anspruch auf Schmerzensgeld (Ersatz des immateriellen Schadens) zusteht. Die Revision zum BGH wurde nicht zugelassen. Den WM-Titel erhalten sie nicht zurück. (Quelle: Homepage des DBV)
Das Urteil beruhte anscheinend letztlich darauf, dass die WBF keine Sperre gegen Einzelspieler hätte verhängen dürfen und der DBV diese Sperre daher nicht einfach hätte übernehmen dürfen. Es wurde nicht darüber befunden, ob tatsächlich betrogen worde oder nicht.
Update 17.11.2017:
Mein Wissensstand ist, dass der DBV derzeit nicht vor hat, die Sanktionen (in geänderter Form) zu erneuern oder ein Rechtsmittel (die generell selten erfolgreiche Nichtzulassungsbeschwerde) einzulegen. Dem DBV liegt das Urteil zwar ebenfalls nicht vor, allerdings ist natürlich eine erste Einschätzung durch die Ausssagen in der mündlichen Verhandlung möglich.
Update (02.02.2018): Mittlerweile wurde ein anonymisiertes Urteil veröffentlicht.
Update (16.03.2018): Donna Compton (Kapitän des gegnerischen Teams im Senioren-WM-Finale) hat in einem interessanten Blogbeitrag beschrieben, wie sich die Hustenaffäre aus ihrer Sicht zugetragen hat.
Update (11.08.2018): Vorige Versuche, ein Team (German Bridge Trophy) bzw. Partner (Seniorenmeisterschaft) zu finden, waren erfolglos: Doch jetzt haben sich die Doktoren für die Open-Paar-Bundesliga angemeldet. Da sie in den letzten Jahren keine Qualipunkte sammeln konnten, hätten sie bei strikter Anwendung der Regularien in einer Regionalliga anfangen müssen. Der DBV hat eine Ausnahmegenehmigung erteilt, so dass sie in der 2. Liga starten dürfen (siehe hier).
Endgültiges Urteil: Die Doktoren gewinnen praktisch vollumfänglich
Am 15.11.2017 ist laut DBV im Anschluss an die mündliche Verhandlung folgendes Urteil ergangen:
Alle Sanktionen des DBV und der WBF gegen Dr. Entscho Wladow und Dr. Michael Elinescu werden aufgehoben, die beiden Ärzte haben Anspruch auf Schmerzensgeld, erhalten jedoch nicht den WM-Titel zurück.
Die Begründung scheint dahin zu gehen (so der schweizerische Tagesanzeiger), dass die WBF keine Sperren gegen Individuen verhängen darf, folglich hätte der DBV diese Sperre auch nicht übernehmen dürfen.
Um den WM-Titel zurückzuerhalten, müsse der DBV die WBF verklagen.
Beide Parteien haben Berufung beim OLG Düsseldorf eingelegt
Der Präsident des DBV Kai-Ulrich Benthack hat auf der Homepage des DBV bekanntgegeben, dass der DBV gegen Urteil des LG Köln Berufung eingelegt hat.Die Doktoren haben ebenfalls Berufung eingelegt.Der 1. Kartellsenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf hat einen Verhandlungstermin für den 15. November 2017 anberaumt.
Analyse des letzten Urteils des Landgericht Köln vom 28.03.
Der Tenor
Das Landgericht Köln (LG Köln) hat mit Urteil vom 28.03.2017 festgestellt, dass das Urteil des DBV-Schieds- und Disziplinargerichts unwirksam ist. Dem DBV wurden die Kosten des Verfahrens und der bislang enstandende Schaden in Höhe von 887,03 € (entstanden durch eine strafbewerte Unterlassungsverpflichtungserklärung, Rn. 168) sowie alle künftigen Schäden auferlegt.
Gründe
Strafe unverhältnismäßig hoch
Das LG Köln geht von einem erstmaligen Verstoß der Doktoren aus (Rn. 159) und hält die ausgesprochene Strafe für einen Erstverstoß für zu hoch, weil sie der Maximalstrafe der WBF (World Bridge Federation, Weltbridgeverband) entspricht (ebenda). Der mildernde Umstand („erster Verstoß“) wurde nicht ausreichend berücksichtigt. Außerdem stehe nicht die Bestrafung, sondern die Wiedereingliederung im Vordergrund (Rn. 159).
Anscheinend betrachtet das LG Köln (Rn. 158) die ausgesprochene Strafe als zwei getrennte Strafen (10 Jahre als Einzelspieler ist die erste Strafe, lebenslänglich als Paar die zweite). Beide Strafen sind zu hoch. Bei Rechtskraft des Urteils muss es also in der Zukunft einen Zeitpunkt geben, zu dem die Doktoren wieder als Paar spielen dürfen.
Keine Aussage, ob tatsächlich betrogen wurde
Im Urteil selbst wurde gar nicht erst geprüft, ob die Vorwürfe zutreffend sind. Dies folgt aus der juristischen Herangehensweise, dass man das Urteil so begründet, wie man es am effizientesten machen kann. Es ist nicht nötig, alle Gründe aufzuzählen, weshalb das Strafmaß des DBV so keinen Bestand hat. Ein Grund reicht (dies ist die angenommene Unverhältnismäßigkeit).
Klage gegen die WBF verloren
Die Doktoren haben gegen den Weltbridgeverband verloren, sind also weiterhin für internationale Turniere gesperrt.
Das Youtube-Video finden Sie unter diesem Link.
In dem Video sind die Spieler von links nach rechts (am Bridgetisch) Dr. Michael Elinescu, Garey Hayden, Dr. Entscho Wladow, Roger Bates
Was kann der DBV jetzt tun?
Update: Der DBV hat Berufung beim Oberlandesgericht Düsseldorf (1. Kartellsenat) eingelegt.
Alternative1: Rechtsmittel einlegen
Dies würde die Rechtskraft des Urteils verhindern. Solange das Urteil des LG Köln nicht rechtskräftig ist gilt weiterhin das Urteil des Schieds- und Disziplinargerichts mit der Folge, dass die Doktoren nicht spielen dürfen.
Das Rechtsmittel muss etwa bis Ende Mai (vermutlich bis zum 26.5.2017) eingelegt werden.
Der IBPA (Verband der Bridgejournalisten) fordert die WBF dazu auf, sich an den Kosten des Rechtsstreits zu beteiligen.
Alternative2: Das Urteil akzeptieren
Der DBV kann das Urteil akzeptieren und unter Berücksichtigung des LG Köln Urteils ein neues Strafmaß verkünden.
Dieses müsste kürzer sein, wie kurz ist unklar. Die lebenslange Sperre als Paar darf nicht aufrechterhalten bleiben.
Diese Entscheidung beruht einzig und allein darauf, dass die Höhe der Strafe – selbst wenn der Sachverhalt, so wie er vom LG Köln angenommen wurde, unverhältnismäßig ist.
Strafrahmen und -katalog anpassen?
Der Weltbridgeverband sowie der DBV sollten überlegen, den Strafmaßnahmenkatalog und Strafrahmenkatalog anzupassen. Wenn sie in diesem Fall eine Strafe von 10 Jahren für angemessen halten und der Strafrahmen höhere Strafen (statt Höchststrafe 10 Jahre) für zulässig hält, kann man die gleiche Begründung weiterverwenden und eine Strafe von 10 Jahren aussprechen. Welche Strafe angemessen ist, wird sehr kontrovers diskutiert, gerade auch vor dem Hintergrund, dass Dopingsünder bei einem Erstverstoß nur für 2 Jahre gesperrt werden und Bridge sich bemüht, olympisch zu werden. Bridge und olympische Sportarten sind aber insofern nicht vergleichbar, als ein Profi-Bridgesportler eine Karriere über Jahrzehnte (realistischerweise über 40 Jahre) betreiben kann, während ein 100m-Läufer ein sehr enges Zeitfenster hat, in dem er Höchstleistungen erbringen kann.
Fragwürdige Aspekte im Urteil
Aus der Sicht eines Bridgespielers, nicht eines Volljuristen
Der Richter ist offensichtlich mit der Bridgeetikette nicht vertraut.
The Guardian schreibt: Wir sind alle etwas unehrlich, beim Bridge geht das aber zu weit. Das entspricht sehr der Einstellung fast aller Bridgespieler.
Daher ist insbesondere die Rn. 170 unverständlich:
„Unterstellt man zugunsten der Beklagten, daß der den Klägern vorgeworfene Verstoß tatsächlich in der Weise erfolgte, wie er als Feststellung des Disziplinargerichts Grundlage der Maßregelung geworden ist, so stellte sich dieser Verstoß zwar als gravierend dar. Gleichwohl handelt es sich bei der behaupteten Form des Verstoßes durch Gesten und Husten-Signale um Verhaltensweisen, die sich innerhalb der regulären Spielführung ereignet haben sollen und dem Spiel als solchem damit gewissermaßen immanent sind. Eine solche Form eines Verstoßes muß daher als weniger gravierend angesehen werden als ein denkbarer nicht-immanenter Verstoß – etwa durch Einsatz technischer Hilfsmittel, manipulierter Karten etc.“
Beim Bridge bemühen sich die Spieler, wie etwas auch beim Golf, aktiv um Ethik. Sich durch Husten, Zögern oder sonstige Gesten und Mimiken Zeichen zu geben, ist streng verboten und verpönt.
Falsche Berechnung der Lebenserwartung
Ein kleiner Aspekt ist, dass man nicht einfach auf die Lebenserwartung von Geburt an rekurrieren kann und dann sagt, ein 72 jähriger sei in 10 Jahren wahrscheinlich tot. Man hätte hier präziserweise schon die verbleibende Lebenserwartung eines 72jährigen und nicht die eines gerade Geborenen heranziehen müssen. Das Gericht hält ja gerade die Strafe für zu hoch, weil sie praktisch lebenslänglich sei (was nicht ganz stimmt, für Dr. Elinescu erst recht nicht).
Erstmaliger Verstoß
Das Gericht geht von einem erstmaligen Verstoß aus. Es gibt seit sehr langer Zeit exzentrische Hände und exzentrisches Verhalten der Doktoren, wie der Disziplinaranwalt (Christian Schwerdt) vorgetragen hat. Dies deutet für mich daraufhin, dass der Disziplinaranwalt ein Betrügen über einen längeren Zeitraum als nur in Bali 2013 für möglich hält. Ein „recorder system„, bei dem verdächtige Hände gesammelt werden, wäre hier möglicherweise hilfreich gewesen. Man hätte auch publizierte Hände dahingehend untersuchen können, ob sie unter der Annahme der Richtigkeit des Schummelsystems logisch plausibel zu erklären sind.
Für Nichtbridgespieler sei gesagt, dass sich auch die Topexperten Jahre später nur noch selten an einzelne Hände erinnern, wenn sie nicht sehr außergewöhnlich waren.
Fehlt die Reue?
Das Gericht hält den Doktoren nicht zulasten, dass sie keine Reue gezeigt haben und auch keine negative Zukunftsprognose zu erwarten sei. Das Gericht schreibt: „Die Kläger leugnen zwar ab, sich regelwidrig verhalten und durch Husten oder Gesten verständigt zu haben, sie behaupten aber nicht, dazu berechtigt zu sein, sich entsprechend zu verhalten.“
Reue setzt gerade eine Einsicht in die eigene Schuld voraus. Wenn man eine Tat bestreitet, bestreitet man auch, schuldig zu sein. Daher darf, bei Beweis der Schuld, nicht von Reue ausgegangen werden, wenn die Schuldigen ihre Tat bestreiten. Das Gericht hat freilich nichts zur konkreten Sachlage (haben die Doktoren tatsächlich betrogen oder nicht) gesagt.
Keine Reue könnte man auch als Anhaltspunkt für eine negative Zukunftsprognose werten.
Larry Robbins (ein Neurologe) schreibt auf Bridgewinners: „WHY AM I WRITING THIS, AND WHY DOES IT MATTER? Because personality disorders need outside controls(in society, often the police). They will not reform or play by the rules unless forced to. SO, it is wishful thinking that „we need to just all love this beautiful game and play fair“. They could care less about that. They want to cheat and win. Serial serious cheaters have major changes in their brains, they will not voluntarily „straighten up“. „.
Auf Deutsch: Betrüger hören erst auf, wenn sie dazu gezwungen werden (oder ihnen von außen geholfen wird).
Die Anschuldigungen
Ein Youtube-Video fasst die Anschuldigungen gut anschaulich zusammen.
Drei Teile des Codes sind vermeintlich identifiziert worden:
Wischen
Dr. Wladow soll seine Karten vor Beginn der Reizphase und insbesondere bevor der Screen geschlossen wurde aufgenommen haben und anschließend mit einer Handbewegung die Stärke seiner Hand durch ein Wischen signalisiert haben.
Husten
Während der Reizphase sollen die Doktoren durch die Anzahl der Huster Kürzen (den Besitz von höchstens einer oder Null Karten in einer Farbe) signalisiert haben.
Vor dem Ausspiel soll der Partner des Ausspielers durch Anzahl der Huster das von ihm präferierte Ausspiel signalisiert haben.
Der im Video vorgeworfene Code ist recht simpel:
Treff(Kreuz) 1 Huster
Karo 2mal Husten
Coeur (Herz) 3mal Husten
Pik 4mal Husten
Man beachte, dass die Reihenfolge beim Bridge Kreuz-Karo-Herz-Pik (in aufsteigender Reihenfolge) ist.
Die vom DBV eingesetzte deutsche Kommission geht davon aus, dass für Herz das Signal 1x Husten und dann 1x Husten beim Schieben des Schlittens auf die andere Seite sei (statt 3x Husten). Pik werde durch viermal Husten bzw. durch 2x und 2x – Husten signalisiert(vor allem Seite 3, aber auch Seiten 4, 14-17 und des Berichts).
Analyse von Kit Woolsey sieht Schuld als erwiesen an
Kit Woolsey hat auf Bridgewinners eine ausführliche Analyse zu den Ausspielen veröffentlicht und kommt zum Ergebnis, dass die Doktoren schuldig seien. Dem hat sich die vom DBV eingesetzte Kommission „angeschlossen“ (ohne weitere, eigene Ermittlungsergebnisse einzubringen). Dieser Kommission gehörten
Die Verteidigung der Doktoren geht dahingehend, dass die zum Beweis der Videos herangezogenen Videos manipuliert seien. Als Beispiel für eine Manipulation wurde ein Video bei Youtube gepostet, bei dem das Husten entfernt wurde.
Zur Methode von Kit Woolsey
Kit Woolsey hat drei Umfragen durchgeführt, bei denen er
- Er hat die Spieler befragt, welches Ausspiel sie sich von einer bestimmten Hand wünschen (Rücklaufquote 107 Spieler).
- Dann hat er die gleichen befragt, welche Karte sie von der Partnerhand nach der gegebenen Reizung ausspielen würden (Rücklaufquote 71 Spieler).
- Anschließend hat er die gleichen Spieler befragt, wie von der Partnerhand nach der gegebenen Reizung, aber mit einem zusätzlichen Signal des Partners, ausspielen würden (Rücklaufquote 43 Spieler).
Man beachte, dass hier nicht untersucht wurde, ob und wie oft gehustet wurde.
Die odds, dass diese Ausspiele durch Zufall und nicht durch ein festgelegtes System zustande gekommen sind, werden von M. Bodell in diesem Thread mit 1:805185 angegeben.
Zur Bridgeperson Wladow
Wenn Sie Bilder von den Spielern sehen wollen, klicken Sie auf einen der Zeitungsartikel unten.
International
Sein WBF-Profil kann man hier abrufen: https://www.worldbridge.org/people-finder/
Er hat den WBF Code GER3434
Seine internationale Karriere ging von 1994 bis 2013. Er hat 2006 den Champions Cup (Champions League der Bridgespieler) gewonnen, in diesem Wettbewerb wurde er 2007 3., 2008 4. und 2009 2. Bei Weltmeisterschaften wurde er 2008 bei der Olympiade 4., 2009 beim Bermuda Bowl 5. und 2012 bei der Europameisterschaft der Senioren 5 sowie 2008 im Open-Bereich 3. Hinzu kommen viele weitere Top 20-Platzierungen. Er hat insgesamt an 28 Teamevents teilgenommen. Bei Paarmeisterschaften hat er 1987 das erste Mal gespielt (Platz 15 bei einer Europameisterschaft). In 15 Events wurde einmal 2., einmal 3. und einmal 10. bei der Seniorenpaarweltmeisterschaft (mit Reiner Marsal) sowie 8. bei der Mixed-Europameisterschaft mit Pony Nehmert 2005.
National
Seine Erfolge bei deutschen Meisterschaften: 37 Titel, Nr. 2 in der ewigen Rangliste in Deutschland.Die erste DM hat er 1985 gewonnen.
Er hat 3221 Masterpunkte erspielt (Rang 11 in Deutschland, als er aufhörte, war er auf Rang 4 etwa).
Für Nichtbridgespieler sei gesagt, dass seit einigen Jahren die Vergabe der Masterpunkte bei deutschen Meisterschaften und der German Bridge Trophy inflationär erfolgt ist, so dass die erspielten Masterpunkte mehr wert sind, als ein Blick auf die jetzigen Ranglisten andeutet.
Zur Bridgeperson Elinescu
Wenn Sie Bilder von den Spielern sehen wollen, klicken Sie auf einen der Zeitungsartikel unten.
Internnational
Sein WBF-Profil kann man hier abrufen: https://www.worldbridge.org/people-finder/
Er hat den WBF Code GER7407.
Die Erfolge sind im wesentlichen die gleichen wie die von Dr. Wladow. Soweit mir bekannt, hat er mit keinem anderen Spieler vergleichbare Erfolge erzielt.
National
Seine Erfolge bei deutschen Meisterschaften: 32 Titel, Nr. 6 in der ewigen Rangliste in Deutschland. Lediglich zwei Meisterschaften nicht mit Dr. Wladow, sondern mit Calin Gruia (oder Callin Gruia), die erste 1982.
1973 Masterpunkte, derzeit Rang 38 in Deutschland.
Diskussion dieses Falls im Internet
In Bridgeforen (kurz nach Entdeckung: bridgebase oder auf bridgewinners) wird ausführlich über das Urteil und sonstige Begebenheiten mit den Doktoren diskutiert. Das neueste Urteil wurde im Hinblick auf den DBV hier diskutiert (und hier) und im Hinblick auf den WBF hier.
Der Disziplinaranwalt hat ausweislich des Urteils vom LG Köln auf die teilweise exzentrischen Spieltaktiken von Dr. Wladow und Dr. Elinescu hingewiesen (Rn. 159). Ein Erfahrungsbericht, wie sich für Niko Bausback (langjähriger Bridgebundesligaspieler) das Spielen gegen die Doktoren bei der Bundesliga 2006 anfühlte, kann man hier nachlesen.
Ausführlicher Sachverhalt
Die Doktoren haben im September 2013 bei der Weltmeisterschaft auf Bali zusammen als Teil der deutschen Seniorennationalmannschaft die Senioren-Weltmeisterschaft im Bridge (d’Orsi-Trophy) gewonnen.
Andere Spieler in der deutschen Nationalmannschaft waren die Paare Ulrich Wenning (dem damaligen Präsidenten des DBV)- Hans Frerichs und Ulrich Kratz-Bernhard Sträter
Im Finale haben sie gegen ein us-amerikanisches Team mit 11 IMPs (=recht knapp) gewonnen.
Für die US-Amerikaner (das Team USA2) haben Eddie Wold-Mike Passell, Roger Bates-Garey Hayden, Marc Jacobus-Carolyn Lynch, Kapitän Donna Compton) gespielt.
Das Team besteht aus fünf Profis und Carolyn Lynch, einer mitspielenden Sponsorin.
Das Turnier wurde teilweise bei BBO übertragen und wurde dort von mehreren Experten (unter anderem von mir -Matthias Felmy- live kommentiert. Die übertragenen Matches wurden teilweise per Videokamera aufgezeichnet und bei Youtube online gestellt. Die Materialien sind auf der Seite von Karl Junk verlinkt.
Eddie Wold wundert sich über das Husten
Nach Eigenaussage (siehe auch Rn. 20 dieses Reports) empfand Eddie Wold bereits beim Spielen im dritten (von sechs Segmenten) das Husten der Doktoren als auffällig und hat sich die Anzahl der Huster und deren Zeitpunkt notiert. Daraufhin wurde angeordnet, dass die Doktoren beobachtet werden sollen (Rn. 22). Als Beobachter wurde Manolo Eminenti in Bali eingesetzt, Bertrand Gignoux beim Cavendish Turnier in Monaco später im Laufe des Jahres. Das Cavendish Turnier ist das einzige Bridgeturnier weltweit, bei dem es signifikante Preisgelder (in sechsstelliger Höhe für die Sieger) gibt. Gemäß Rn. 23 des Reports bestätigt Manolo Eminenti den Hustencode. Bertrand Gignoux bestätigte diesen Code für Monaco, wobei er sich bei der Anzahl der beobachteten Hände an zwei Stellen widersprach (Rn. 25 des Reports).
Die wichtigsten Urteile und Entscheidungen
Am 23.03.2014 wurden Dr. Wladow und Dr. Elinescu vom Weltbridgeverband gesperrt. Zeitgleich zur Sitzung der Kommission (in Dallas) fand die Jahreshauptversammlung des deutschen Bridgeverbands statt. Angeblich wurde der DBV erst sehr spät informiert (etwa 4,5 Montate nach der WM, so diese Quelle). Es wurden erstmals Gerüchte laut – diese beruhten auf dem Post eines französischen Spielers auf bridgewinners, dass gegen die Doktoren möglicherweise Sanktionen verhängt wurden, dies wurde aber als Marginalie abgetan. Siehe hierzu ausführlich auf der Homepage von Karl Junk.
Der deutsche Bridgeverband ist vertraglich gebunden, eine solche Sperre zu übernehmen. Dies geschah im April 2014 zunächst ohne eigene Beweiswürdigung (Rn. 6 des Urteils vom LG Köln).
Gegen diese Entscheidung wird geklagt.
Den aktuellen Verfahrensgang können Sie auf der HP des DBV nachlesen.
Die Informationspolitik des DBV
Wer mehr über die Informationspolitik des DBV im Frühjahr 2014 nachlesen möchte, sei auf die Homepage von Karl Junk verwiesen (der damals um die Abwahl des Präsidiums bemüht war).
Am 13.10.2014 wurde das deutsche Team von der WBF nachträglich disqualifiziert. Die Goldmedaillle wurde aberkannt und den US-Amerikanern zugesprochen. Auf der Homepage des WBF ist das deutsche Team nicht mehr genannt.
Pressestimmen in Deutschland
Die Pressestimmen werden der Vollständigkeit halber aufgezählt, sie beinhalten aber recht wenig neue Informationen.
Pikanterweise wurde das Urteil vom 26.03.2017 in Abwesenheit der Parteien (Dr. Entscho Wladow hat dies in der DOUBL geäußert) verkündet (was durchaus üblich ist) und die Bridgewelt musste aus der Kölnischen Rundschau das Ergebnis erfahren. Der Präsident des DBV hat nach eigener Aussage vergeblich versucht, den Tenor zu erfahren (unter Aktuelles vom 18.04.2017).
Alte Artikel (2014) – nach Bekanntwerden der Hustenaffäre
Der Skandal wurde 2014 auch aufgrund seiner Kuriosität (Schummeln durch Husten?!) unter anderem in der FAZ, der Bild, der Zeit und Spiegel-Online diskutiert, brachte also durchaus dem Bridgespiel Publicity.
Pressestimmen im Ausland
2014 wurde dies ebenfalls ausführlich diskutiert, u. a. im Independent , TheTelegraph, im BBC Radio und im The Guardian.
Weitere Artikel
In der News Sektion finden Sie weitere Artikel, v. a. rund um das Bridge in Deutschland (z. B. zur Gemeinnützigkeit).
In den Strategiebereichen finden Sie Artikel zur Reizung und zum Gegenspiel, speziell auch zu bestimmten Ausspielkonventionen.
Schon Jahre vor Bali wurde in einem DBV-Protokoll festgehalten, dass sich lt. Aussage von Dirk Schroeder zunehmend Bridgespieler weigern, an Deutschen Meisterschaften teilzunehmen, wenn die Gefahr besteht, gegen Doc Wladow antreten zu müssen. Challenger-Cup Gewinner Bernhard Kopp hat es auf den Punkt gebracht: „Warum soll ich meine Freizeit mit so einem A… verbringen?“. Unverständlich, dass ein Spieler, dessen über Jahrzehnte bodenloses Benehmen gegenüber Spielern und Turnierleitung (https://bridgewinners.com/article/view/the-jimmy-saviles-of-bridge/) locker für mehrfach lebenslängliche Sperre ausgereicht hätte, wiederholt in die Nationalmannschaft berufen wurde und mit diversen Spitzenspielern deutsche Meisterschaften gewinnen durfte, sowohl mit Unbescholtenen (z.B. M. Gromöller) als auch mit geständigen Betrügern (Piekarek, Smirnov). Man ließ Gnade vor Recht ergehen (
…von MF geändert) und gab sich der Illusion hin, auch wenn er ein Rüpel ist, würde er schon nicht schummeln. Sehr gut hat es David Cole auf https://bridgewinners.com/article/view/elinescu-wladow-update/ zusammengefasst:„As a German player I will try to answer the point „how things slipped under the radar for so long“.
I thought that Dr. Wladow took advantage of any available information – whether allowed or not.
He did not satisfy my ethical requirements – not only to play fairly but to be seen to be playing fairly.
When playing without screens there was too much eye contact with his partner for my liking.
I never dreamed that he was actively cheating. He played with a number of players whos ethics I do not question – although his results were less good with them.
I will give an example. We were doubled in our 5♦ sacrifice, our teammates bid one more after the same auction and went one down.
So as a team we discussed why we misjudged the hand, but decided the bidding was perfectly reasonable, having contructed many hands where bidding on was correct. So the doctors had shown better judgement – now I believe they knew about a key singleton which makes not bidding on clear.
So were we all naive?
May 8, 2014″
Nun von einem erstmaligen Vergehen in einer langjährigen Bridgespielerkarierre zu reden ist ein Witz und eine schallende Ohrfeige für den DBV!
Danke für den Kommentar. Ich musste Jimmy Savile bei Wikipedia nachschlagen. Er gilt laut Scotland Yard als der „schlimmste Sexualverbrecher in der Geschichte (Englands)“. Der Vergleich passt (die Richtigkeit des Vorwurfs unterstellt) natürlich so nicht, zeigt aber den Unmut des bridgewinners-Thread-Erstellers.
Zur David Cole-Hand – generell gilt für alle Betrugsfälle: Wenn man eine (lange) Liste von knappen Entscheidungen hätte, die ganz überwiegend richtig getroffen werden, z. B. weil der Partner immer eine relevante Kürze hatte, von der man nichts weiß, könnte man möglicherweise auch früher begangenen Betrug nachweisen. Niemand ist bei 50% Entscheidungen immer erfolgreich. Man müsste natürlich ausschließen können, dass es ausreichend Gegenbeispiele gibt, bei denen getroffene Entscheidungen erfolglos waren. Gerade letzteres ist in der Praxis schwer.